Zombie

Ich bin tot. Kützlich leider verstorben. das passiert mit gelegendlich, muss eine Nebenwirkung der Depression sein. Man gewöhnt sich daran. Ich laufe eine Weile als lebende Leiche durch die Gegend, als Zombie also. Merkt kein Mensch. Ich verhalte mich schliesslich weitgehend normal. Ich falle niemanden an, fresse keine Gehirne und beisse auch sonst nicht. Und mein Körper ist bislang noch nie verwest dabei. Nicht ein kleines bischen. Der Geruch wäre mich wirklich peinlich. Die meisten Leute schämen sich schon, wenn sie pupsen. Den Gestank von Verwesung zu verbreiten, das mag ich mir gar nicht vorstellen. Man könnte sich nirgendwo blicken lassen. Und besonders schön ist so ein verwesendes Gesicht auch nicht. Ich bin eitel, auch im tode noch. Sicherheitshalber schminke ich mich ein wenig. Etwas Make up, ein wenig Rouge und schon ist die Leichenblässe versteckt. Woran ich gestorben bin? Schwer zu sagen. Ertrunken vermutlich. An einem Tränenschwall. Ich kann vor übermäßigem Weinen nur warnen, wenn nicht abraten. Es lohnt sich selten, das viele Weinen. Tränen ändern nie etwas. Ich kann meine leider selten zurückhalen. Vielleicht bin ich erstickt. Es gibt Situationen, die rauben mir die Luft zum Atmen. Oder mein Herz ist vor Angst schlicht stehen geblieben. Wie unangenehm. Sensible Wesen wie ich sind anfällig. Von den Leuten um mich ist die nötige Rücksicht nicht zu verlangen. Sie fühlen sich damit schnell überfordert. Ich habe es daher aufgegeben. Ich sterbe eben immer wieder.
Natürlich hoffe ich auf eine Wiederbelebung. Und, wie immer habe ich Sorge, dass es diesesmal für immer so bleibt. Tot sein ist nicht sehr angenehm. Kurz nach dem Tod laufe ich durch eine Welt, die mich nichts mehr angeht. Das ist der Moment des Friedens. Ich versuche ihn zu genießen. Hällt leider nie lange an. Dann kommt die Trauer. Ich betrauere mich selbst. Sonst trauert niemand um mich, weil niemand bemerkt, dass ich gestorben bin. Zombieschicksal sage ich nur. Ich betrauere also einsam und alleine mein Leben ohne den Leuten damit auf den Wecker zu gehen. Ich finde, ich bin ein netter Zombie.
Essen ist eine unangenehme Zombiepflicht. Der Körper muss versorgt werden, muss schlafen, braucht pflege. So lange ich tod bin, ist der Körper soetwas wie ein ungeliebtes Haustier. Ich habe es angeschafft, nun muss ich es pflegen. Ob mir das passt oder nicht. Es gibt auch kein Tierheim für lästig gewordene Körper. Und für den Fall, dass mich irgendetwas wiederbelebt, werde ich ihn brauchen. So lange heist es, durchhalten. Und das Beste hoffen.
Liebe Grüße
Euer Zombie

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